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Der Textiler No. 2


Der Neustart der Bekleidungsfertigung in Deutschland nach 1945

Nach den großen Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg war die Bekleidungsfertigung eine der wichtigsten Industrien, um das Notwendigste für die Menschen herzustellen – nämlich Kleidung.

Spinnereien, Webereien und Nähbetriebe begannen trotz riesiger Probleme und schwer zu beschaffender Materialien langsam wieder zu produzieren. Mode und Luxus waren damals Fremdworte, es galt einfach, Bekleidung zum Leben und Überleben anzufertigen. Handwerksbetriebe wie Metzger, Bäcker, Schlosser, Schneider und viele andere waren diejenigen, die die Menschen wieder versorgten. Arbeitskleidung, aber auch Kleidung für den etwas besseren oder festlichen Anlass, waren die wichtigen Dinge für den Alltag.


Keine Mode, sondern Kleidung für Beruf und Alltag

Die erste Phase des Wiederaufbaus in der Bekleidungsindustrie prägten wieder zum Leben erweckte oder neu gegründete Firmen, die Bekleidung aller Art herstellten: Arbeitsanzüge, Straßenhosen, Sakkos, Anzüge und vieles mehr. Die Ansprüche waren damals sehr bescheiden, erst nach und nach mussten sich die Unternehmen im Hinblick auf Qualität und Verarbeitung einem Wettbewerb stellen. Somit standen viele Betriebe vor einer Entscheidung: Wo liegt unsere

Chance und was wollen wir zukünftig fertigen? Der Betrieb, in dem ich vor meiner Selbstständigkeit Anfang der 70er Jahre arbeitete, war ein typisches Beispiel. Die Grundlage in diesem Unternehmen waren Arbeitsanzüge (damals genannt „Blaue Antons“) sowie strapazierfähige Arbeitshosen aus Cord und ähnlichen robusten Stoffen, die vor allem von Handwerkern und Bauern benötigt wurden. Um diese Waren zu produzieren, benötigte man robuste und schwere Nähmaschinen.


Nach all den Jahren, in denen zunächst Grundbedürfnisse befriedigt worden waren und sich dann wieder ein gewisser Wohlstand entwickelte, stellte sich auch für unser Unternehmen die Frage, ob wir nicht „feinere“ Kleidung anfertigen und damit die richtigen Weichen für die Zukunft stellen wollten. Wir starteten mit Wollhosen und Sportsakkos. Dies erwies sich als richtig, obwohl es nicht ganz einfach war: Es mussten spezielle Maschinen angeschafft werden und für die Näherinnen war das feinere Material ungewohnt. Aber alles wendete sich zum Besseren – und unsere Produkte wurden tatsächlich verkauft.

Mein Weg vom "Blauen Anton" zur hochwertigen Männerkleidung

Es kam dann die Zeit der neuen „modischen Hosen“: Wir hatten damit Erfolg, und das war für mich besonders erfreulich, da ich diese Veränderung und Spezialisierung maßgeblich befürwortet hatte. In der damaligen Zeit gab es sehr viele Spezialgeschäfte, die sehr erfolgreich ausschließlich Hosen anboten. Der andere Bereich unserer Produktion waren hochwertige Wollhosen; damit gelang es uns, eine ganz andere Kundengruppe zu erreichen, nämlich die hochwertigeren Bekleidungshäuser.


Mit der Erfahrung wuchs meine Begeisterung

Für mich waren diese Jahre sehr spannend und lehrreich. Mein damaliger Chef war selbst ein Textiler durch und durch. Er hatte eine Lehre bei einem bekannten Herrenschneider absolviert und dabei das wichtige Gefühl für Qualität, Designs und Farben vermittelt bekommen. Auch ich erlebte damals die Begeisterung für schöne Stoffe, und ich erkannte, wie großartig die textile Branche ist: entstanden aus einem uralten wunderbaren Handwerk

und bis heute weiterentwickelt zu einer der größten Errungenschaften der Menschheit! Durch die maßgebliche Mitgestaltung der Kollektionen, den Einkauf der Stoffe und somit auch das Kennenlernen der wichtigsten und großartigsten Webereien in Europa, lernte ich das gesamte Spektrum der Gewebeherstellung vom Spinnen, Weben und Ausrüsten kennen. Auch begriff ich, wie schwierig und aufwendig die Herstellungsprozesse sind.


Wenn ich einen Vorwurf an die Verantwortlichen dieser Branche richte, so ist es die Unfähigkeit, den Menschen nahezubringen, wie aufwendig es ist und wie viel Wissen und Arbeit notwendig sind, um Textilien zu fertigen; selbst das Nähgarn für unsere hochtechnisierten Nähmaschinen zu entwickeln ist höchst komplex. Leider ist dies nicht die einzige Branche, die so vieles vernachlässigt hat. Textil und Bekleidung und andere sogenannte Leichtindustrien

Die Branche veränderte sich – und viel Wissen verschwand

hat man zum Wohle unserer “Hightech-Industrien“ geopfert. Ich weiß, dass dies ein schwerer Vorwurf ist; aber Sie können selbst verfolgen, wie über Jahrzehnte hinweg Spinnereien, Webereien, Konfektionsbetriebe und vieles mehr aus den Fertigungsketten hierzulange weggestorben sind – und damit ist auch das Wissen über Textil nicht mehr vorhanden.


Alles auf Anfang: Wie ich zur Jeans kam

Als ich 1975 die Möglichkeit bekam, eine eigene Firma zu gründen, gab es etwas, das mich sehr beschäftigt hat: Meine große Passion war die Begeisterung und Erfahrung, die ich im Laufe der Jahre mit dem Bereich Oberbekleidung und Wolle erlebt habe. Aber aufgrund der erkennbaren Veränderungen wusste ich, dass es für mich nur eine reale Chance geben würde: der Bereich Sportswear, sprich Jeans.

Ich habe den Sprung gewagt, habe aber damals die Komplexität der Jeansfertigung und vor allen Dingen die Behandlung in der eigenen Wäscherei überhaupt nicht in die Überlegungen einbeziehen können. Der spätere Entschluss, die Wäscherei und Färberei zu bauen, war eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem beruflichen Leben. Erstens konnte ich lernen und begreifen wie interessant Chemie und Physik sein können und mir damit auch die Möglichkeit geben, mit Verantwortung für die Umwelt vieles zu ändern und zu tun.


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