Mal ganz ehrlich!
Ich möchte noch eine wichtige Anmerkung zu diesen Zeilen machen. Unsere moderne Konsumgesellschaft hat bestimmt viele Fehler gemacht, die man als Umweltsünden bezeichnen kann. Es wird jedoch in erschreckender Weise mit Parolen wie „abschalten sofort“ oder „aussteigen sofort“ argumentiert. Sicherlich muss und sollten wir aufgeweckt werden – aber haben nicht alle profitiert? Ich wünschte mir bei all dem etwas mehr Ehrlichkeit und dazu das Verständnis, dass die Wünsche „null Emission“ und „null Energie“ nicht zu erfüllen sind. Eines der größten Probleme ist: Es wird von fast allem viel zu viel produziert und konsumiert. Leider hat die Marktwirtschaft hier eine negative Seite, und der Angebotsdruck erzeugt Wettbewerbskämpfe, die sich in idiotischen Rabattangeboten
widerspiegeln. Die Ergebnisse können aktuell bestaunt werden: Pandemie, ein Konsumstopp von
nur ein paar Wochen und schon kommt die Pleite, aber unser Staat hat unbegrenzt Gelder und kann jedem helfen?
Alles richtig zu machen, bedeutet viel Arbeit
Ich möchte hier auf dieses Problem nicht weiter eingehen. Es muss aber jedem vernünftigen Menschen klar sein, dass es nichts umsonst gibt. Um ein Kleidungsstück zu fertigen, ist ein umfangreicher Prozess notwendig, der ohne Energie und anderen Aufwand nicht funktioniert. Um aus
Baumwollfasern ein Gewebe herzustellen und einen Stoff zu produzieren, aus dem dann ein Kleidungsstück gefertigt werden kann: Dazu sind viele Schritte notwendig. Die weitere Forderung, nur noch Ökobaumwolle zu verwenden, ist genauso naiv. Erstens, wie kann man die notwendigen
Mengen erzeugen? Und schließlich, wo wächst Baumwolle? Dies ist aus klimatischen Gründen nur in bestimmten Regionen und oftmals in armen Ländern der Fall. Es ist zu begrüßen, dass die Idee der Zertifizierung entwickelt wurde. Man kann vieles analysieren, testen oder prüfen, man ist außerdem eifrig dabei, für vieles Grenzwerte und Verbote gesetzlich festzuschreiben. Sicherlich ist dies wichtig, denn viele so genannte „Hersteller“ haben von der Fertigung von Waren wenig Ahnung, sie sind im
Prinzip nur Händler. Und da die Produktionsstätten sich oft im Nirgendwo befinden, ist die Einflussmöglichkeit sehr begrenzt – zumal die Forderung „billig“ meistens Priorität hat.
Ein Beispiel ist das Etikett „Biobaumwolle“. Wie viel Anteil Biobaumwolle ein entsprechendes Gewebe hat, kann nicht festgestellt werden. Es gibt viele weitere Beispiele irreführender gängiger Behauptungen (z.B. die Frage, wie viel Hühnerfleisch in der Hühnerwurst tatsächlich vorhanden sein muss). Dass ein „Ablasshandel“ mit Umweltzertifikaten toll hilft, ist eine andere Geschichte. Warum ich diese Themen hier anspreche, ist für mich von existentieller Bedeutung. Leider komme ich mir manchmal vor, als ob ich gegen Windmühlen ankämpfen muss. Zu oft gilt der Spruch „Wasser predigen und Wein trinken“.
Ihr Textiler
Jürgen Bernlöhr
Wir werden zukünftig in laufenden Beiträgen Sie, liebe Kunden, informieren, wie wir produzieren und veredeln, wie und wie viel Energie wir durch Photovoltaik-Anlagen selbst erzeugen, wie wir die Abwässer aufbereiten und die Entsorgung betreiben, wie wir bleichen und färben, Wärme und Energie rückgewinnen, dies alles in eigenen Betrieben und unter den strengen Auflagen unserer Behörden. Wir
nehmen dies alles als unsere Verpflichtung und in Verantwortung für unsere Umwelt sehr ernst.